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Gebrüder Götze

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Die Autobanditen von Groß-Berlin

Auf den Spuren der Brüder Götze

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Walter und Max Götze

Quelle: Alexander Harder „Kriminalzentrale Werderscher Markt, 1963

Vom November 1934 bis zum Januar 1938 begingen die Brüder Götze im Großraum Berlin ihre Verbrechen. Auf ihr Konto gingen weit über 100 Raubüberfälle und zwei Morde. Sie beraubten Liebespaare im Grunewald, die dort im Auto auf einsamen Waldwegen abseits der Onkel Tom Straße parkten und im Süden und Südosten Berlins legten sie Autofallen. Zuerst legten sie nur Balken über die Straßen, später probierten sie es mit einem Drahtseil, dann vervollkommneten sie ihre Methode und legten gefällte Bäume quer über die Landstraßen um die daraufhin haltenden Autofahrer auszurauben.Weiterhin überfielen sie zwei Lieferanten von Feinkostläden,Stationskassen von S-Bahnhöfen,sowie einige Tankstellen. Auch Handtaschenraub in der Wuhlheide bei Spaziergängerinnen wurde ihnen zur Last gelegt. Allein auf das Konto von Walter Götze gehen die zwei Morde.

Die Kripo dachte die ganze Zeit, sie hätte es mit zwei verschiedenen Tätergruppen zu tun, da die Gangster abwechselnd im Westen und dann im Südosten von Berlin zuschlugen. Im Westen überfielen sie die Liebespaare, im Süden und Südosten wurden die Autofallen gelegt. Deshalb arbeitete damals auch die Kripo zuerst mit zwei verschiedenen Sokos.Erst beim Abgleich der verwendeten Munition nach den Morden mit den Geschossen von den anderen Tatorten, wurde der Kripo klar, dass die Grunewaldräuber mit den Autofallenbanditen identisch sind. Nach jahrelanger Jagd, führte der Tipp einer Kneipenwirtin endlich zur Verhaftung der Verbrecher. Eine Öffentlichkeitsfahndung wurde damals vom Propagandaministerium untersagt und somit wurden die polizeilichen Ermittlungen erschwert.

Im März 2012 begab ich mich in Berlin zu einigen ehemaligen Schauplätzen der Verbrechen.

Wer mehr über diesen Fall wissen will, den verweise ich auf folgende Quellen: „Das Spiel ist aus Arthur Nebe – Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei”. Eine Spiegel-Serie aus dem Jahre 1949/50. Diese hochinteressante Serie über das Reichskriminalpolizeiamt (RKPA) findet man auf der Homepage des SPIEGEL im dortigen Online-Archiv.

Alexander Harder „Kriminalzentrale Werderscher Markt“, 1963. In diesem interessanten Buch über das RKPA nimmt der Fall der Brüder Götze auch einen breiten Raum ein. Das Buch ist nach wie vor antiquarisch bei www.zvab.de zu finden.

Regina Stürickow „Mörderische Metropole Berlin – Kriminalfälle im Dritten Reich”. Militzke-Verlag, 2005. Im Kapitel „Die vierundneunzigste Spur“ wird der Fall der Brüder Götze zusammenfassend sehr gut dargestellt.

Jan Eik „In der Falle“. Ein Tatsachenkriminalroman aus der Serie „Es geschah in Berlin“, der den Kriminalfall der Brüder Götze authentisch und in spannender Form bestens aufbereitet. Jaron-Verlag, 2011

Im Landesarchiv Berlin befinden sich noch heute einige Akten zu diesem Fall die den Krieg überstanden haben. Darunter das fast zweihundert Seiten starke Urteil, sowie die Berichte der Mordkommisssion zu den Mordfällen Herrmann und Lis. Die Tatort-Bildmappe der Mordkommission im Falle des ermordeten Polizeioberwachtmeisters Arthur Herrmann ist ebenfalls noch erhalten. Abgesehen von der Uniformierung, sehen die Fotos so aus, als ob sie erst gestern gemacht worden wären. Auf den Tatortfotos liegt der ermordete Polizist mit geschlossenen Augen friedlich auf dem Waldboden so, als ob er schlafen würde – doch es ist ein ewiger Schlaf.

Die Akten enthalten noch zwei Tatortfotos von der Sitzbankgruppe an der Hundekehle im Falle des ermordeten Maurers Bruno Lis, sowie zwei ED-Fotos der Brüder Götze in voller Größe, die nach deren Verhaftung gemacht wurden.

Ich habe mir einige Fotos vom Berliner Landesarchiv digitalisieren lassen und plante zuerst sie ebenfalls in diesem Bildbericht zu veröffentlichen. Jedoch ist mir eine jährliche Gebühr von 25,-- Euro pro Bild auf die Dauer leider etwas zu kostspielig.

1. Schauplätze im Westen von Berlin

Im Jahre 1934 begannen die Götzes mit ihrer Raubserie im Grunewald. Die Überfälle geschahen im Waldgebiet zwischen dem „Kleinen Stern“ und Onkel Toms Hütte. Onkel Toms Hütte war damals ein Ausflugslokal am „Riemeister Fenn“. In den siebziger Jahren wurde das alte Gebäude abgerissen. Heute steht dort das Vereinslokal eines Reitclubs mit dem gleichen Namen.

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Diese Terrasse ist noch vom historischen Gebäude übrig. Man läuft daran vorbei,
wenn man vom Reitclub auf dem Waldweg in Richtung „Krumme Lanke“ läuft.

© Arndt-Heinz Marx, Hanau

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Die Gegend um Onkel Toms Hütte auf einer historischen Ansichtskarte.

Sammlung Arndt-H. Marx, Hanau

Auf den einsamen Fuß- und Reitwegen überfielen die Götzes Liebespaare die dort im geparkten Auto ihrem (angeblich ungestörten) „Stelldichein“ nachgingen. Auch ein Spanner der ihnen in die Quere kam wurde von den Verbrecherbrüdern gleich an Ort und Stelle verprügelt und ebenfalls beraubt.

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Auf der Onkel Tom Straße von Onkel Toms Hütte kommend Richtung „Kleiner Stern“.

© Arndt-H. Marx, Hanau

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Hier eine Abzweigung von der Onkel Tom Straße in einen der Waldwege, in denen damals die Götzes im Schutze von Büschen, Bäumen und der Dunkelheit auf ihre Opfer lauerten.

© Arndt-H. Marx, Hanau

Am 28. September überfielen die Götzes die Stationskasse vom S-Bahnhof Grunewald.

 
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Eingang S-Bahnhof Grunewald

© Arndt-H. Marx, Hanau

Am 29. März 1937 überfiel und ermordete Walter Götze den Maurer Bruno Lies am Hundekehle-See unweit vom S-Bahnhof Grunewald in der Nähe der Tennisplätze von Rot-Weiß.

Bruno Lis wurde nach der Tat vom Überfallkommando in das nahegelegene Martin Luther Krankenhaus gefahren. Dort ist er seinen schweren Verletzungen erlegen.

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Der Hundekehle-See und die Sitzgruppen heute. Das Gelände ist heute mehr bebaut
und die Sitzbänke haben im Gegensatz zu denen von damals heute eine Rückenlehne.

© Arndt-H. Marx, Hanau

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Der Hundekehle-See auf einer historischen Ansichtskarte

Sammlung Arndt-H. Marx, Hanau

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Das Martin Luther Krankenhaus auf einer historischen Ansichtskarte aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Sammlung Arndt-H. Marx, Hanau

Am 25. November 1937 überfielen die Götzes einen Lieferanten vor einem Feinkostladen in der Dreilindenstraße,Ecke Nibelungenstraße. Das Gebäude befindet sich gegenüber dem Hinterausgang vom S-Bahnhof Wannsee.

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Der Tatort auf einer historischen Ansichtskarte aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Quelle: Sammlung Henning Schröder, Berlin (mit freundlicher Genehmigung)

www.schroederniko.de

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Der ehem. Tatort heute

© Arndt-H. Marx, Hanau

2. Schauplätze im Süden und Südosten von Berlin

Am 24. März 1937 wurde der Polizeioberwachtmeister Arthur Herrmann vom Pol.-Revier 243, von Walter Götze auf der Landstraße Adlergestell, drei Kilometer hinter dem Bahnhof Grünau, Richtung Schmöckwitz, während der Personenkontrolle die er an Götze vornahm, erschossen. Nach dem Tatortplan liegt der Tatort 15,60 Meter im Waldesinnern, 38,50 Meter entfernt von Kilometerstein 16,5, zwischen Jagen 60 und Jagen 61.

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Die Straße Adlergestell von Grünau in Richtung Schmöckwitz heute. Auch im Jahre 1937
gab es schon auf beiden Seiten der Straße in diesem Abschnitt am Waldrand Radwege.

Quelle: Wikipedia, Foto: Guidod

Am 30. August 1936 überfielen die Götze-Brüder die Stationskasse vom S-Bahnhof Rahnsdorf.

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Der S-Bahnhof Rahnsdorf im März 2012. Die Stationsgebäude auf
dem Bahnsteig und der Treppenaufgang sind noch fast so wie damals.

© Arndt-H. Marx, Hanau

Am 05. September 1937 wurde der S-Bahnhof Hirschgarten von den Götzes brutal überfallen.

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Die Stationsgebäude vom S-Bahnhof Hirschgarten im März 2012.

© Arndt-H. Marx, Hanau

Am 18. Januar überfielen die Götzes abermals einen Lieferanten. Diesesmal vor einem Feinkostladen in der Nähe der Kleinmachnower Schleuse.

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Die Kleinmachnower Schleuse im März 2012. Im kleinen Wäldchen gegenüber der Schleuse versteckten die Götzes vorher ihre Utensilien die sie zum Raub benötigten, z. B. Waffen, Masken, andere Kleidung.

3. Die Wohnsitze der Gangster Max Götze wohnte in Berlin-Adlershof in der Arrasstraße 110, heute Florian Geyer-Straße 110.

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Das Haus im März 2012. Sogar die Eingangstür scheint noch dieselbe von damals zu sein.

© Arndt-H. Marx, Hanau

Der Doppelmörder Walter Götze wohnte in Oberschöneweide zur Untermiete in der Marienstraße 1.

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Marienstraße 1 im März 2012.

© Arndt-H. Marx, Hanau

4. Die Verfilmung

Im Jahre 1938 wurde nach Motiven des Falles der Brüder Götze und unter Fachberatung durch das Reichskriminalpolizeiamt der Kriminalfilm „Im Namen des Volkes“ von der Terra produziert. Regie führte der damalige Kriminalfilmspezialist Erich Engels. Er schrieb auch das Drehbuch zusammen mit Kriminalkommissar Walter Maisch vom RKPA. Der Film wurde im Januar 1939 am „Tag der Deutschen Polizei“ im Berliner Tauentzien-Palast uraufgeführt.

In der „Filmwelt“ vom 10. Februar 1939 heißt es u.a. zu diesem Film:

„Der deutsche Kriminalfilm hat seinen Stil grundlegend und grundsätzlich gewandelt. Es gibt heute keinerlei falsche Sentimentalität oder Romantik mehr, es wird nicht mehr ein Lump vermittels psychoanalytischer Zaubertricks als Opfer einer Umgebung hingestellt, Franz Werfels einstiger Literatenaufschrei: „Nicht der Mörder, sondern der Ermordete ist schuldig“ findet kein Echo mehr, und die jüdischen Psychiater vom Schlag eines Hirschfeld können uns keinen Schuft mehr als einen armen Irren aufschwatzen, dessen Komplexe sich zu irgend etwas Fürchterlichem verdichtet haben. Der ganze Dreck ist weggefegt. Das nationalsozialistische Strafrecht kennt nur noch eine These: Auge um Auge – Zahn um Zahn. Wer mordet, stirbt nach den neusten Anordnungen so schnell, wie es die Abwicklung der juristischen Formalitäten zulässt. Alles das zu sagen, war im Zusammenhang mit diesem Film entscheidend wichtig. Denn alle diese Probleme rührt er direkt oder indirekt an.

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Polizeidienststelle in den 1930er-Jahren

Sammlung Arndt-H. Marx, Hanau