Fotosafari:
Auf den Spuren der Gebrüder Sass
©Polizeihistorische Sammlung Berlin
Bei meinem Berlin-Aufenthalt im Oktober 2008 begab ich mich einmal auf die Spuren der Gebrüder Sass um die Schauplätze, bzw. ehem. Schauplätze ihrer Taten im Bild festzuhalten. Die Brüder wohnten zusammen mit ihren Eltern in einer Einzimmerwohnung im Hinterhaus der Birkenstraße 57 in Alt-Moabit. Diese Wohnung war Schauplatz vieler polizeilicher Observationen und Hausdurchsuchungen.
Am 27. März 1927 versuchten Franz und Erich Sass in der Berliner Bank in Alt-Moabit 129, an der Werftstraße, ihren ersten Safe zu knacken.Sie benutzten für diesen Coup bereits einen Schneidbrenner. Mußten aber ihre Arbeit abbrechen, da es ihnen übel wurde. Sie wußten zu dieser Zeit noch nicht, daß Schneidbrenner der Luft den Sauerstoff entziehen.
Am 4. Dezember 1927 erfolgte ein Einbruchsversuch der Sass-Brüder in der Dresdner Bank-Filiale in der Savigny-Str. 11. Die Vorarbeit wurde jedoch entdeckt und die Polizei legte sich auf die Lauer. Die Brüder jedoch rochen den Braten und sahen verdeckt der Polizei bei ihrer Tätigkeit zu.
Anfang März 1928 knöpften sich die „Schränker“ das Reichsbahngebäude am Schöneberger Ufer, in der Nähe vom Gleisdreieck vor. Sie wollten aus einem Tresor die Lohngelder der Reichsbahn rauben. Die Arbeiten wurden jedoch von Nachtwächtern entdeckt und der Coup somit vereitelt.
Nach einem ebenfalls mißglückten Coup in der Budapester Straße 10, spähten die Sass-Brüder eine Bank am Nollendorfplatz 8, Ecke Maaßenstraße 25 aus. Die Polizei legte sich hier auf die Lauer, aber die Sassens witterten erneut die Falle.
Das nächste Superding planten die Gebrüder in der Nacht zum 20. Mai 1928 in der Oberfinanzkasse des Landesfinanzamtes Alt-Moabit 145. Hier lagerten im Tresor 9 Millionen Reichsmark, die Rate für Reparationszahlungen an Frankreich. Der Tresor war schon zur Hälfte aufgeschweißt als der Nachtwächter zurückkam. Die Brüder mußten schnell fliehen. Heute befindet sich in dem Gebäude die für das Regierungsviertel zuständige Feuerwache.
Ende Januar 1929 gelang ihnen das Meisterstück. Der Einbruch in den Tresorraum der Disconto-Bankgesellschaft am Wittenbergplatz, Kleiststraße 23, gegenüber vom KaDeWe. Von den 181 Kundensafes brachen die Brüder 179 auf. Da viele Schwarzgelder darin deponiert waren, wurde nie bekannt wieviel Geld die Sass-Brüder hier erbeuteten. Das Gebäude in der Kleiststraße 23 indem der legendäre Einbruch stattfand steht heute leider nicht mehr. An seiner Stelle befindet sich heute ein Möbelhochhaus.
Nachgestellte Schränker-Szene in der Polizeihistorischen Sammlung Berlin. Einige der über dem Tresor befindlichen Einbruchswerkzeuge können nach Auskunft eines Kriminalbeamten noch „überlebende“ Originalgegenstände der Gebrüder Sass sein.
Die Gebrüder Sass fanden auch Eingang in die Kriminalliteratur und die Groschenhefte.Tom Shark, ein Jerry Cotton der 1930er-Jahre, jagt in diesem Heft Bankeinbrecher bei denen Franz und Erich Sass Pate standen.
Sammlung Arndt-H. Marx, Hanau
Farbfotos (C)Arndt-H. Marx, Hanau
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