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Kapitel 2
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2. Die Ouvertüre – die Detonation im Frankfurter Westend

Nach der Haftentlassung blieben die Knastbrüder weiterhin brieflich in Verbindung. An Weihnachten 1909 besuchte Winges seinen Kumpel Werner in Kaiserslautern. Doch die beiden konnten nicht ungestört wegen zukünftiger Straftaten konspirieren, weil Werners Mutter das Duo unter Beobachtung hielt. Winges forderte Werner auf, für eine von ihm geplante Erpressung in Leipzig eine Bombe zu basteln. Werner stellte eine solche mit Weißpulver her, doch bekam seine Mutter Wind von der Sache, und so fiel dieser Plan ins Wasser.

Im April 1910 führte die Kaiserslauterer Polizei bei Werner auch noch eine Hausdurchsuchung durch. Sein Kumpel Winges wurde schon wieder steckbrieflich gesucht, da er bei einem Bauunternehmen in Leipzig 8000 Mark unterschlagen hatte. Die Polizei vermutete, dass Winges das Geld bei seinem Knastbruder Werner deponiert hatte.

Winges, der auf Werner einen negativen Einfluss hatte, forderte diesen auf, von zu Hause abzuhauen, um sich mit ihm in Mannheim zu treffen. Werner hatte sich auch schon Fachliteratur über Explosivstoffe besorgt, so z. B. das Buch „Die explosiven Stoffe, ihre Fabrikation und ihre praktische Anwendung“ von Dr. Friedrich Böckmann. Werner tauchte ab, ohne eine Nachricht an seine Eltern zu hinterlassen.

Die beiden trafen sich am 29. Mai 1910 in Ludwigshafen am Bahnhof und fuhren noch am selben Tag nach Frankfurt am Main. Dort quartierte sich das Duo zuerst für eine Woche im Hotel Luitpold ein. Doch konnten sie dort nicht in Ruhe ihr Bombenlabor aufbauen. Also nahmen sie Unterkunft bei Frau Engler in der Moselstraße 47 im Bahnhofsviertel. Hier bezogen sie zwei nebeneinanderliegende Mansardenzimmer. Sie nannten sich „Baumann“ und „Müller“ und gaben an, von Beruf Apotheker und Chemiker zu sein. So wurde Frau Engler nicht wegen ihren chemischen Experimenten misstrauisch. In Werners Zimmer wurde das Bombenlabor eingerichtet. Chemikalien wurden in mehreren Frankfurter Apotheken eingekauft und bei der Firma Lautenschläger Apparate zur Herstellung von Sprengstoffen und Bomben. Zuerst musste Werner weißes Pulver und dann noch Knallquecksilber produzieren. Da dies aber schwierig und gefährlich war, kam  das Duo auf die Idee, in der Pulverfabrik St. Ingbert Dynamit und Zündschnüre zu stehlen. Werner kannte sich in der Fabrik gut aus, da er sie einmal in den Ferien besucht hatte. Die beiden brachen in der Nacht vom 04. auf den 05. Juni 1910 in die Pulverfabrik ein und erbeuteten Zündschnüre und 80 Pfund Dynamit. Sie nahmen nur 30 - 40 Pfund mit zurück nach Frankfurt, die restliche Menge versteckten sie irgendwo unter einem Steinhaufen. Werner stellte dann Knallquecksilber her. Die Versuche damit verliefen anfangs jedoch nicht befriedigend. Um die richtige Mischung zu finden, führten die beiden Sprengversuche auf der Frankfurter Rennbahn durch, hauptsächlich, um die Funktion der Zündung auszuprobieren.

Während Werner in der Mansardenwohnung im Laboratorium arbeitete (wenn Frau Engler gewusst hätte, was da unter ihrem Dach zusammengemixt wurde…), fuhr Winges per Fahrrad und Straßenbahn durch Frankfurt, um lohnende Objekte für Verbrechen auszukundschaften. Er wurde bald im Westend fündig. In der Bockenheimer Landstraße 20, Ecke Unterlindau 2, fiel ihm die Villa des Bankiers Alexander Majer ins Auge, die von einem kleinen Park umgeben war. Winges hielt ihre Lage für seine düsteren Zwecke für ausgezeichnet. Außerdem musste der Besitzer eines solchen Anwesens ja auch sehr reich sein. Winges kam auf die Idee, auf dem Grundstück von Majer eine Bombe zu legen, um daraufhin - die Furcht des Bankiers ausnutzend - Geld von ihm erpressen zu können. Werner fabrizierte für diesen Zweck die Bombe. Es war eine Dynamitbombe in zwei ineinanderstehenden Blechbüchsen mit Zündschnur. Sie enthielt etwa 150 Gramm Dynamit. Außerdem mischte Werner in die Ladung noch Eisenteile hinein, die projektilartig die Sprengwirkung der Bombe erhöhen sollten.

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1910 schlug das Bomben-Duo zu!

Die beiden fuhren per Fahrrad zur Bockenheimer Landstraße 20/Ecke Unterlindau und stellten die Räder dort ab. Winges ging durch das Gartentor in den finsteren Privatpark, es war kurz vor 23.00 Uhr, und deponierte die Bombe in einem Lichtschacht außen an der Nordseite der Villa in der Nähe der Küche. Werner stand derweil draußen auf der Straße Schmiere. Die Bombe war so eingerichtet, dass die Zündschnur nach 1½ Minuten den Sprengkörper zur Explosion brachte. Als Winges das Anwesen verließ, prallte er in der Dunkelheit mit dem Schutzmann Klaus zusammen, der gerade, vom naheliegenden Revier kommend, seine Streife lief. Werner befürchtete schon das Schlimmste und schwang sich schnell aufs Rad, aber es passierte nichts. Der etwas schwerhörige Schutzmann ging weiter seines Weges. Dann nahm auch Winges sein Fahrrad und fuhr hinter Werner her. Die beiden waren schon ein Stück vom Ort ihres Attentats weggeradelt, da hörten sie den Rumms!

Werner fuhr zurück in die Moselstraße, während Winges so abgebrüht war, dass er noch einmal zum Tatort zurückfuhr, um Feuerwehr und Polizei bei ihren Aktionen zu beobachten.

Zuerst nahmen Polizei und Feuerwehr eine Gasexplosion an. Doch bald wurde festgestellt, dass die Gasleitungen in Ordnung waren. Schnell wurde klar, dass eine Bombe explodiert war, also ein Verbrechen vorlag.

In dieser Nacht waren im Hause die drei Dienstmädchen und einer der Söhne von Bankier Majer anwesend. Personen waren jedoch nicht zu Schaden gekommen. Alexander Majer befand sich mit seiner Ehefrau in Bad Homburg im Taunus zur Kur.

Der Frankfurter Generalanzeiger beschrieb am 15. Juni 1910 den Anschlag und seine Folgen so (Rechtschreibung und Zeichensetzung nach dem Original):

„Gestern abend vier Minuten vor 11 Uhr wurden die Bewohner unserer Stadt durch eine kurze, sehr heftige Detonation in nicht geringe Aufregung versetzt. Man hörte den Knall deutlich bis in entfernte Stadtteile. Besonders stark waren die Wirkungen natürlich in der nächsten Umgebung des Explosionsherdes, im Westend, zu spüren. Hier liegt an der Ecke der Bockenheimer Landstraße und Unterlindau die Villa des Bankiers Alexander Majer, von einem großen parkartigen Garten von allen Seiten umgeben. Der Haupteingang zur Villa liegt im Westen und die große Freitreppe ist mit einem Glasdach überdeckt. Rechts und links von der Freitreppe führt eine schmale Steintreppe in einen direkt neben der Treppe beginnenden ausgemauerten Gang, der etwa ein Meter tief, nach oben offen ist und um die Hausecken herum an der Süd- und Nordseite etwa 10 Meter neben dem Souterrain entlangführt und diesem als Lichtschacht dient. In diesem Gang an der Nordseite, der kaum ein Meter breit und dessen Fußboden mit großen schweren Steinplatten belegt ist, hat etwa 30 – 40 Zentimeter von der Nordwestecke des Hauses die Explosion stattgefunden. Der Schauplatz des Anschlages bietet ein wüstes Durcheinander von Glasscherben, Holzteilen und Eisenstücken. Der Explosionskörper muß sehr nahe an der Hauswand gelegt worden sein, denn an dieser Stelle ist die betreffende Steinplatte nach unten durchschlagen. An der Hausecke führt ein Abfallrohr herunter, dessen unterer gusseiserner Teil jetzt in Trümmern geschlagen umherliegt. Die Wand des Hauses und die Wand des Ganges weisen ebenfalls verschiedene mehr oder minder tiefe Löcher auf, die darauf hindeuten, dass Sprengstücke dagegen geschleudert wurden. Große Verheerungen richtete die Explosion an der Villa selbst an. An der Nord- und Westseite ist fast keine Fensterscheibe ganz geblieben. Der Druck war so groß, dass die Glasscherben bis in die Mitte der Zimmer flogen. Im Souterrain an der Nordseite des Hauses liegt die Küche und direkt neben der Explosionsstelle die Speisekammer. An diesen Fenstern sind zum Teil auch die Fensterrahmen vollständig zertrümmert. Von dem Gange aus führt an der Westseite eine schwere Holztür ins Souterrain. Diese Tür, die im rechten Winkel zur Explosionsstelle liegt und durch die starke Außenmauer des Hauses geschützt war, ist besonders stark demoliert worden. Die Füllungen sind herausgeschleudert und die Umrahmung hängt auseinandergerissen zwischen den Angeln. Aber nicht nur die Villa des Bankiers Majer ist schwer beschädigt, sondern auch die Villen und Häuser der Nachbarschaft sind in Mitleidenschaft gezogen worden, indem Fensterscheiben in großer Menge zertrümmert worden sind. Der Luftdruck war so stark, dass auf der Straße einige Auerlaternen verlöschten…“

Die Explosion war so stark gewesen, dass sie noch in Hofheim am Taunus gehört worden war.

Die Kriminalpolizei nahm sofort die Ermittlungen auf. Der Polizeipräsident Fritz Scherenberg besichtigte mit Kriminalbeamten persönlich den Tatort. Scherenberg bekleidete den Posten des Frankfurter Polizeipräsidenten vom 3. März 1904 bis zum 2. Mai 1911. Während seiner Amtszeit begann die Kriminalität zuzunehmen, eine Folge des Anwachsens von  Frankfurt am Main durch Eingemeindungen, des Wachstums der Industrie und der Bevölkerungszunahme. Aber eine dringend notwendige Personalaufstockung der Polizei bekam er vom preußischen Innenministerium nicht bewilligt.

Der Tatort wurde fotografiert, die Metallsplitter eingesammelt, und mit der Analyse des Sprengkörpers wurde der Frankfurter Gerichtschemiker Dr. Georg Popp betraut.

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Die Nordwand der Majer-Villa am Tag nach der Explosion.

(Polizeifoto 1910)

©Copyright: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Die Nordwand der Villa von einer anderen Perspektive aufgenommen

(Polizeifoto 1910)

©Copyright: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Der Explosionsherd im Lichtschacht an der Außenwand der Villa

(Polizeifoto 1910)

©Copyright: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

Dr. Georg Popp (1861 – 1943) war ein Pionier der mikroskopischen und naturwissenschaftlichen Kriminalistik. 1889 hatte er in Frankfurt am Main das „Institut für gerichtliche Chemie und Mikroskopie“ gegründet. Er war Sachverständiger in großen Kriminalfällen, wie dem Raubmord an dem Klavierhändler Richard Lichtenstein im Jahre 1904 auf der Frankfurter Zeil, dem Fall Hilbert im Jahre 1908, in dem er den Mörder anhand von Bodenproben überführte, und im Fall des Frankfurter Giftmörders Hopf im Jahre 1913.

Die Villa Majer wurde unter Polizeibewachung gestellt, und das Dienstpersonal, Lieferanten, Dienstboten und Arbeiter wurden  polizeilich vernommen. Die Kriminalpolizei war auf der Suche nach dem Motiv des Anschlags. Auch die Pressemeldungen überschlugen sich, und die Spekulationen wucherten. Waren es Anarchisten? Oder wollte sich etwa ein abgewiesener Verehrer an einem der Dienstmädchen rächen und hatte die Bombe aus „Schabernack“ gelegt?

Da Bankier Majer und auch sein ältester Sohn politisch nirgendwo engagiert waren, lag ein politisches Attentat nicht nahe. Andererseits waren Anarchisten als Täter nicht auszuschließen, wenn Bomben an den Häusern reicher Leute gelegt wurden. Schließlich hatten einige Jahrzehnte zuvor, im Jahre 1882, Anarchisten auf der Treppe des damaligen Frankfurter Polizeipräsidiums eine Bombe gelegt. Der Mordanschlag hatte Dr. jur. Carl Ludwig Rumpff gegolten, dem damaligen Chef der Frankfurter Kriminalpolizei und der politischen Polizei. Er war dem Anschlag entkommen, jedoch drei Jahre später, im Jahre 1885, vor seiner Wohnung von einem Anarchisten erstochen worden.

Doch zurück zu unserem Fall im Jahre 1910:

Die „Kleine Presse“ schrieb am 15.06.1910 (Rechtschreibung und Zeichensetzung nach dem Original):

„Man forscht den Verhältnissen der Dienstmädchen nach und stellt Ermittlungen nach allen Richtungen an. Ein Tresor befindet sich nicht im Hause, so dass kaum Diebe die Täter sein könnten; irgendwie politisch ist der Bankier nie hervorgetreten. Das Haus wurde vom März bis zum Mai völlig neu angestrichen, doch sollen Italiener bei dem Bau nicht beschäftigt gewesen sein.“

Die Frankfurter Wochenzeitung „Die Sonne“ äußerte sich höhnisch zur Annahme, es könne ein Attentat der politischen Linken vorliegen. Hier einige Auszüge (Rechtschreibung und Zeichensetzung nach dem Original):

„Bei Majers hat es gekracht und kein Mensch weiß weshalb und warum. Die abenteuerlichsten Gerüchte schwirren seit gestern durch die Stadt, es fehlte nur noch, dass der Komet mit der Explosion in Verbindung gebracht wird, denn wir leben in einer abnormen Zeit. Jedenfalls hat das Attentat aber seine ganz natürlichen Ursachen, ein Jüngling, dessen Hang zum Majerschen Küchenpersonal nicht befriedigt werden konnte und der außerdem ein ganz rabiates Geschöpf ist, wollte höchstwahrscheinlich sich an der Köchin oder einem anderen weiblichen Wesen rächen…

Sollte das Attentat Herrn Bankier Majer, dem Mitinhaber des Bankhauses Heinrich Gontard u. Co. gegolten haben, so sind die Motive noch in Dunkel gehüllt…

Ängstliche Gemüter glauben sich in Russland und die Bank-Direktoren treffen Sicherheits-vorkehrungen und erhöhen ihr Abonnement bei der Wach- und Schließgesellschaft, die schwarze Hand ist an der Arbeit, Nihilisten, Anarchisten, Tod dem Großkapital! heißt die Parole die Polizei ist in fieberhafter Tätigkeit …

Hoffentlich wird die Bombe nicht das allgemeine brauchliche Mittel eifersüchtiger Liebhaber, es könnte doch einmal ein Unglück passieren.“

Die Polizei setzte eine Belohnung von 600 Mark auf die Ergreifung der Täter aus.

 Die Spekulationen der Presse wurden wenig später Makulatur und das Kopfzerbrechen der Polizei nach dem Motiv hatte ebenfalls ein Ende.

Denn Winges und Werner entwarfen einen Droh- und Erpresserbrief, tippten ihn in einer Schreibstube auf der Zeil auf einer Schreibmaschine und ließen ihn 2 Tage nach dem Anschlag durch einen einheimischen Dienstmann Alexander Majer in Bad Homburg zustellen. In ihm wurde Kommerzienrat Majer aufgefordert, 10 000 Mark postlagernd nach Amsterdam zu senden. Sollte er sich an die Polizei wenden, würde er umgebracht werden. Unterschrieben wurde der Brief mit „Internationale Verbrecher-Vereinigung“. Winges fügte ihm noch eine Marke mit etwas Gelatine-Dynamit hinzu. So sollte der Eindruck erweckt werden, dass hinter der Erpressung und dem Bombenanschlag eine internationale Verbrecherbande stehe, die auch dann noch fähig sei, Racheakte auszuführen, wenn einige ihrer Mitglieder verhaftet würden. Es wurden deshalb auch in dem Brief einige englische Ausdrücke verwendet, um zu suggerieren, dass es sich um englische Verbrecher handele.

Auf Anraten der Frankfurter Untersuchungsbehörde reagierte Majer auf diesen Brief zum Schein und schickte einen mit Papier gefüllten Brief nach Amsterdam, der jedoch nie abgeholt werden sollte.

Werner fuhr zwei Tage nach Abgabe des Briefes nach Bad Homburg, suchte den Dienstmann auf und fragte ihn, ob er eine Rückantwort von Bankier Majer erhalten habe. Der Dienstmann antwortete jedoch, dass er in dieser Angelegenheit von der Polizei vernommen worden war. Als Werner dies hörte, machte er sich sofort aus dem Staub und fuhr nach Frankfurt zurück. Der Plan, Majer weiter zu erpressen, wurde aufgegeben, aber das Duo wollte dem unbotmäßigen Geldsack doch noch einen - im wahrsten Sinne des Wortes – „Denkzettel“ verpassen. Es schrieb ihm einen zweiten Brief, der komplett in englischer Sprache abgefasst war und Bankier Majer als Eilbrief per Post zugestellt wurde. Darin stand:

„Freitag Abend haben wir bereits gehört, dass Sie die Polizei benachrichtigt haben. Sie werden sehen, dass Ihr Kalkulieren und Ihre Schlussfolgerung falsch ist. Nun, unglücklicher Mann, der Würfel ist gefallen. Mein Herr, Sie sind abgetan. Internationale Verbrechergesellschaft.“

Nun wandte sich das Duo der Vorbereitung und Ausführung ihres Hauptschlages im nördlich von Frankfurt in der Wetterau gelegenen  Friedberg zu. Bereits in Frankfurt fassten die beiden den Plan, die Reichsbanknebenstelle in Friedberg auszurauben, um anschließend mit dem erbeuteten Geld nach Amerika auszuwandern. Erst einmal wurde jedoch noch ein Großeinkauf in Frankfurt gemacht. Das Duo kaufte sich verschiedene Anzüge, Schnappfesseln (Ketten zur Sicherung von Fahrrädern, die aber als Fesselungswerkzeuge für Personen eingesetzt werden sollten) sowie Gesichtsmasken. Winges beschwerte sich, dass er in Frankfurt nur rote Masken zu kaufen bekam. Da beim späteren Überfall schwarze Masken verwendet wurden, musste das Duo entweder die roten Masken schwarz eingefärbt oder sich andernorts doch noch schwarze Masken besorgt haben. Winges kaufte bei einem Waffenhändler noch eine Browning-Pistole und verlangte Sprenghütchen, die er aber nicht bekam, da er keine polizeiliche Berechtigung vorweisen konnte. Am 16. Juni gingen die beiden in das „Spezialgeschäft für elektronische Artikel“ (heute nennt man das Elektro-Fachgeschäft) I.W. Albert in der Weißfrauenstraße 11. Dort kauften sie eine elektrische Taschenlampe, einen Funkeninduktor und eine dreifache Kastenbatterie.

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